Freitag, 1. Mai 2015

Im Marmeladenhimmel

Heute mal eine kulinarische Entdeckung, die ich auf meiner Tour im Hinterland der Costa Brava, in der Provinz Girona, gemacht habe. 
Fast noch noch mehr als die äußerst leckeren Marmeladen und Konfitüren im "Museu de la Confitura", hat mich hier die Geschichte dahinter verzückt. Ich werde euch später eine Dame vorstellen, die mich sehr beeindruckt hat. 

Fangen wir aber ganz vorne an. Dieses sogenannte Marmeladen- oder auch Konfitüren-Museum liegt in Torrent, einem kleinen Dorf in der Provinz Girona, an der Plaça Major:






Ein hübscher kleiner Laden mit Museumsecke oder auch Museum mit Ladenecke, wie auch immer man es sehen möchte. Nicht sonderlich groß, dafür aber umso schnuckeliger. 





Durch ein Fenster im Museum bekommt man auch einen Einblick in die Marmeladenwerkstatt (ebenso schnuckelig klein, kaum größer als meine eigene Küche) - die gläserne Produktion sozusagen: 



Marmeladen in hübschen, kleinen Gläschen in äußerst interessanten Kombinationen werden hier hergestellt und angeboten. 






Hier findet man Sorten wie etwa "Erdbeer mit Salbei und Jamaica-Pfeffer", "Zwetschge-Tomate", "Feige-Erdbeere", "Bitterorange mit Schokolade", "Bloody Marry Gelee", die schon fast gewöhnlich klingen wenn man sich die Begleiter zu Fleisch, Wurst, Fisch, Käse anschaut: "Knoblauchkonfitüre", "Lauch mit Sternanis", "Wassermelone-Zucchini-Kirsche" - sehr experimentell. 

Die Zutaten für die vielfältigen Kombinationen werden in einem eigens entwickelten Periodensystem visualisiert:




Das wirklich Entzückende ist aber die Geschichte dahinter: 
Es fing an mit einem Zitronenbaum an einem alten Haus in Torrent, mit dessen üppiger Ernte die Besitzerin zuerst nicht viel anzufangen wusste. Sie arbeitete zwar schon viele Jahre in der Gastronomie und hatte verschiedene Kochbücher geschrieben, aber vom Marmelade kochen hatte sie bislang keine Ahnung. 

Bis ihr eine englische Freundin ein Rezept für Zitronenmarmelade gab.  

Dies war die Initialzündung. Sie war fasziniert von der Verschmelzung des Zuckers mit der Frucht und fortan kreierte sie ihre eigenen Marmeladen, Konfitüre, Gelees. 

Aber nein, das ist es ja noch gar nicht: 
Erst im Ruhestand beschließt Georgina Regás schließlich mit sage und schreibe 72 Jahren nochmal ein neues Projekt anzufangen. Einen Traum zu leben, noch mal etwas mit Leidenschaft zu tun: sie gründet das Museu de la Confitura. Dort gibt sie ihr Wissen über ihre Kunst weiter und experimentiert unermüdlich mit ihren 4 Angestellten.

Sie sammelt laufend Preise mit ihren Kreationen. Auch dieses Jahr hat sie wieder bei den Dalemaine Marmalade Awards zwei Medaillen abgeräumt: Gold für ihre "Seville Orange" und Bronze für "Grapefruit & Beefeater".

Reich wird sie damit nicht, sagt sie, aber es macht ihren Ruhestand reicher, hält ihren Geist jung und flexibel.


Sie steht heute mit ihren 83 Jahren noch selbst in der Werkstatt, hinter der Kasse oder auch auf Bühnen und hält Vorträge. Zum Experimentieren mit ungewöhnlichen Zutaten wurde sie übrigens von ihrem Vorbild, dem bekannten spanischen Koch Ferran Adriá, inspiriert.




Ist sie nicht klasse, diese Lady Marmalade? Wahnsinn! 
Diese Frau macht doch Mut - da sieht man mal, dass es niemals zu spät ist etwas Neues anzufangen ... 

Wenn ihr also mal in der Nähe seid, euren Urlaub an der Costa Brava verbringt, kann ich euch einen Ausflug dorthin wirklich empfehlen. Ihr werdet ob der riesigen Auswahl die Qual der Wahl haben: an die 200 Sorten sind bisher entstanden.

Lobenswert ist auch ihr Engagement für Nachhaltigkeit: bringt man 5 leere Gläser zurück, bekommt man dafür ein gefülltes Glas umsonst! Schaut euch diesen netten Werbeclip dafür an:


Reciclatge al Museu de la Confitura from Museu Confitura on Vimeo.

Das mit den Gläsern hatte ich letztes Jahr im Urlaub nicht gewusst, sonst hätte ich doch glatt meine Urlaubsmitbringsel schon im Urlaub verspeist... ;-)
Da ich aber selten etwas wegschmeißen kann, sind hier doch noch ein paar kleine, leere Gläser im Schrank - die werde ich dann diesen Sommer (wenn ich es nicht vergesse) umtauschen gehen und sehen, was es bei Georgina denn so für neue Sorten gibt. 

Ich freue mich schon sehr darauf. Vielleicht mache ich auch einen ihrer Workshops mit... Ich werde euch berichten.

Liebste Grüße,
Sandrina 

*Dieser Artikel beruht auf meinen persönlichen Erfahrungen und spiegelt meine eigene Meinung wieder. Ich habe keinerlei Vorteile vom Anbieter erhalten. Ich möchte lediglich meine Erfahrung und meine Begeisterung teilen sowie Tipps weitergeben. 

2 Kommentare:

  1. Hmm. Da will ich hin. Oder du bringst mir was mit. Oder - noch besser - wir fahren zusammen hin.

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  2. Ja, lass uns zusammen hinfahren. Es gibt noch so viel zu entdecken in der Gegend. Ich bringe Dir aber auch gerne was mit - dafür bringst Du mir was aus Istanbul mit. :-)
    LG

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